Vorstellung

Glow Rhino Fermi: Leicht radioaktiv

Der US-amerikanische Hersteller Glow Rhino verbaut das radioaktive Material Tritium in seinen Messern. Foto: Glow Rhino

Der US-amerikanische Hersteller Glow Rhino verbaut das radioaktive Material Tritium als Alleinstellungsmerkmal in seinen Produkten. Angst braucht man vor dem neuen Fermi aber nicht haben.

Das Fermi bei Tageslicht: Ein moderner, unauffälliger Folder. Erst bei Dunkelheit zeigt sich die Besonderheit des Messers. Foto: Glow Rhino

Glow Rhino ist ein Name, den bislang wahrscheinlich nur die wenigsten als Messerhersteller auf dem Schirm hatten, doch das könnte sich nun ändern. Das junge Unternehmen aus dem Großraum Detroit, USA setzt mit seinen Produkten ganz klar auf ein Alleinstellungsmerkmal, das in der EDC-Welt eher selten zu finden ist: Tritium. Dabei handelt es sich um einen selbstleuchtenden Stoff, der weder Batterien noch eine externe Lichtquelle benötigt und seit Jahrzehnten in Uhren, Kompassen, Waffenzubehör und militärischen Anwendungen genutzt wird.

Die Gründer von Glow Rhino haben sich schon lange mit Tritium auseinandergesetzt und verpacken diese Expertise bereits seit Jahren in Ersatzgriffschalen und anderen Zubehörteilen, und nun eben auch in eigenen Messern. Eines der neuesten Modelle hört auf den Namen Fermi und ist ein Klappmesser, das nicht nur dank seiner besonderen Strahlkraft im Dunkeln hervorsticht.

Auf der Shot Show konnte man die Produkte auf dem Glow Rhino-Stand in einer eigenen Dunkelkammer erleben. Foto: Glow Rhino

Dabei darf man sich von dem Begriff Strahlkraft nicht abschrecken lassen: Ja, Tritium ist ein radioaktives Isotop des Wasserstoffs, doch in den geringen Mengen, wie sie in ihren Messern zum Einsatz kommen, gilt es als sicher und völlig unbedenklich. Die verwendeten Tritium-Einsätze geben über viele Jahre hinweg ein grünliches, leicht schimmerndes Licht ab, ohne dass man jemals einen Akku laden oder Batterien wechseln müsste. Wer nachts einmal etwas verlegt hat und sich ärgerte, nicht im Dunkeln danach greifen zu können, kann sich schnell vorstellen, wie hilfreich so ein leuchtendes Feature sein kann.

Das leuchtende Element, das Glow Rhino unter anderem bereits in Schlüsselanhängern verbaut hat, erscheint auf den ersten Blick wie ein unscheinbares Gimmick – bis zu dem Moment, in dem man es in einer dunklen Umgebung real einsetzt. Auf einmal macht es „Klick“, und man erkennt, welchen Vorteil es hat, wenn die alltägliche Ausrüstung immer und überall erkennbar bleibt.

Der Daumenpin des Fermi ist in fünf Farben erhältlich. Alle Versionen kommen mit einem Tritium-Einsatz. Foto: Glow Rhino

Das Fermi, benannt nach Enrico Fermi, dem Physiker und „Architekten des Atomzeitalters“, transferiert dieses Prinzip in die Welt der Taschenmesser. Wer jetzt einen militärisch anmutenden Ausrüstungsgegenstand erwartet, liegt allerdings falsch. Vielmehr möchte Glow Rhino mit dem Fermi Menschen ansprechen, die gerne ein modernes, unaufdringliches Klappmesser dabeihaben, das in allen Lebenslagen unterstützt und im Dunkeln nicht so schnell verloren geht – sei es beim Camping, Wandern oder in der heimischen Garage. Die Designer selbst betonen, dass sie Produkte entwickeln wollten, „die nicht aufgeben, nur weil die Sonne untergeht“.

Mit einer Gesamtlänge knapp 18 Zentimetern und einem Gewicht von 150 Gramm bewegt sich das Fermi in einer angenehmen Größenordnung für den Alltag. Es wirkt weder zu klein noch zu wuchtig, sondern liegt schlicht und ergonomisch in der Hand. Dank seiner texturierten G-10-Griffschalen, die in einem zeitlosen Schwarz gehalten sind, bietet es ausreichend Grip, selbst wenn es einmal regnet oder man schwitzige Hände hat.

Das schwarze Design zieht sich über die gesamte Silhouette hinweg, einschließlich der Klinge, die mit einer PVD-Beschichtung überzogen ist, um Korrosion vorzubeugen und den ohnehin robusten D2-Stahl zusätzlich zu schützen. Letzterer ist für seine hohe Schnitthaltigkeit und Härte bekannt, was das Fermi zu einem echten Arbeitstier macht, das man allerdings – wie bei allen Werkzeugstählen üblich – ein wenig pflegen sollte.

Das Fermi kommt mit einer beschichteten Klinge, wodurch Kratzer und Korrosion verhindert werden sollen. Foto: Glow Rhino

Beim Öffnen des Messers steht einem ein Daumenpin zur Verfügung, über den man die 7,6 Zentimeter lange Drop-Point-Klinge sicher und kontrolliert aus dem Griff manövrieren kann. Glow Rhino setzt außerdem auf einen Linerlock, der sich zuverlässig einrasten lässt und die Klinge im geöffneten Zustand stabil arretiert.
Die Klinge läuft erfreulich flüssig, ohne schwammig zu wirken, und das haptische Feedback beim Entriegeln vermittelt ein gutes Gefühl von Sicherheit. Selbstverständlich hat Glow Rhino bei der Entwicklung auf eine Einhandöffnung geachtet, denn gerade im Alltag kommt es oft darauf an, sein Messer möglichst zügig und unkompliziert nutzen zu können, auch wenn dies natürlich unschöne Auswirkungen auf die Mitnahmefähigkeit hierzulande hat.

Hinter dem an sich bereits soliden Konzept des Fermi verbirgt sich aber noch das eigentliche Highlight: die Tritium-Einsätze. Glow Rhino hat an insgesamt drei Stellen des Messers kleine Einsätze verbaut, die im Dunkeln leuchten. Das mag auf den ersten Blick wie eine Spielerei wirken, entfaltet aber schnell einen sehr praktischen Nutzen. Wer schon einmal in völliger Dunkelheit sein Werkzeug gesucht hat, weiß, wie mühselig das sein kann.

Genau da setzt Glow Rhino an. Das Fermi muss weder kurz mit einer Taschenlampe „aufgeladen“ noch in die Sonne gelegt werden, damit es strahlt. Das Leuchten geschieht in den verbauten Glasröhrchen von ganz allein. Und weil es sich um winzige Tritium-Mengen handelt, sind sie für den Träger des Messers völlig ungefährlich, bieten aber eben jenen lang anhaltenden Glüheffekt.

Die texturierten Griffschalen aus G-10 liegen angenehm in der Hand. Foto: Glow Rhino

Allerdings sorgte Glow Rhino jüngst auch für Schlagzeilen in den USA: Im April 2024 wurde bekannt, dass die Nuclear Regulatory Commission (NRC) eine Untersuchung gegen das Unternehmen eingeleitet hatte. Der Vorwurf lautete, Glow Rhino habe ohne die erforderlichen Lizenzen tritiumhaltige Produkte besessen und vertrieben. Konkret ging es um mehrere Taschenmesser und Tools, die kleine Tritium-Kapseln enthalten und damit in den Zuständigkeitsbereich der NRC fallen. In einem Schreiben vom 11. April 2024 fasste die Behörde ihre Apparent Violations zusammen und forderte Glow Rhino zu Gegenmaßnahmen und einer möglichen Stellungnahme auf.

Letztlich gab es jedoch ein gütliches Ende: Mitte Oktober 2024 einigten sich Glow Rhino und die NRC im Rahmen einer sogenannten Alternative Dispute Resolution darauf, dass das Unternehmen bestimmte, noch nicht zugelassene Tritium-Produkte zurück an die Hersteller oder andere lizenzierte Betriebe geben und interne Abläufe ändern müsse. Im Gegenzug sah die NRC von einer Geldstrafe ab und erklärte die Angelegenheit für erledigt, sodass zwei bereits genehmigte Tritium-Produkte weiterhin verkauft werden dürfen.

Darüber hinaus wurde Glow Rhino auferlegt, ein detailliertes „Crosswalk“-Verfahren einzuführen: Eine Liste aller sich noch im eigenen Besitz befindlichen Produkte inklusive Prüfung, ob diese Modelle autorisiert sind. Diese Liste sowie alle dazugehörigen Dokumentationen sollen mindestens drei Jahre verfügbar sein und auf Anfrage der Behörde vorgelegt werden.

Ab Werk kommt das Fermi in einer Art Black-on-Black-Optik, was dem Messer einen minimalistischen Look verleiht. Allerdings gibt es einen kleinen Akzent in Form des Daumenpins, den man in fünf verschiedenen Farben auswählen kann. Wer es also doch etwas bunter mag, kann mit einem orangefarbenen oder blauen Pin für einen gewissen Farbtupfer sorgen.

Wer dagegen konsequent beim Understatement bleiben möchte, wählt ganz einfach den Daumenpin in Schwarz. In jedem Fall wird dieser Pin neben seiner Farbe auch nochmals durch das eingelassene Tritium belebt – so hebt er sich auf subtile, aber effektive Weise vom restlichen Design ab.

Gefertigt wird das Messer in China, was bei vielen namhaften Herstellern längst gängige Praxis ist. In puncto Qualitätskontrolle und Fertigungstoleranzen haben sich chinesische Betriebe in den letzten Jahren zu einer festen Größe entwickelt, gerade im Bereich der modernen Taschenmesser.

Wichtiger ist, dass Glow Rhino als Marke hinter dem Produkt steht und den hohen Anspruch, den sie in den USA an Tritium und an EDC-Artikel gewohnt sind, auch in ihr Sortiment hineinträgt.

Das Fermi richtet sich demnach nicht nur an Messerenthusiasten oder Sammler, die ein schickes neues Stück für ihre Vitrine suchen, sondern vor allem an all jene, die ein alltagstaugliches Messer brauchen, das gleichzeitig ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal besitzt. Tatsächlich ist der Einsatz von Tritium in einem Klappmesser eine Seltenheit, die mit dem Fermi unterstrichen wird.

Wer also noch nie von Glow Rhino gehört hat und stets auf der Suche nach dem besonderen Etwas für die eigene Ausrüstung ist, sollte dem Fermi definitiv eine Chance geben. Denn hier kommt zusammen, was selten in einem Messer zu finden ist: alltagstaugliche Maße, zuverlässige Mechanik, ordentliche Materialien und das gewisse Leuchten, das man so schnell nicht mehr hergibt, sobald die Dämmerung einsetzt.

Und selbst wenn man Tritium zunächst für ein nettes Spielzeug hält, reicht ein abendlicher Spaziergang oder ein Stromausfall, um zu erkennen, was Glow Rhino damit wirklich bezweckt: Das Messer kann quasi nicht verloren gehen, auch wenn man im Dunkeln danach sucht. Tatsächlich hat man dann das Gefühl, ein Stück moderne Geschichte in der Hand zu halten, das irgendwo zwischen den Ideen eines Enrico Fermi und dem praktischen Nutzen eines Klappmessers angesiedelt ist. Und genau darin liegt die Faszination bei Glow Rhino.

Dieser Artikel ist Teil des Knyfe Magazins 01/2025

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